1. November: Allerheiligen

Veröffentlicht auf von Markus Tymister

1. November: Allerheiligen

Das Allerheiligenfest hat mehrere Ursprungsorte, im Osten wie im Westen. Im Osten taucht im 4. Jahrhundert ein Fest aller Märtyrer auf, das an unterschiedlichen Tagen gefeiert wird, immer aber nahe am Osterfest: am 13. Mai in Edessa (Syrien), am Freitag nach Ostern in Nikomedia (das heutige Izmit in der Türkei), am ersten Sonntag nach Pfingsten in Konstantinopel. In Rom ist ein solches Fest zu Beginn des 7. Jahrhunderts bezeugt. Es steht in Beziehung zum Kirchweihfest der Kirche der "Mutter Gottes zu den Märtyrern", die im Pantheon lokalisiert wird: Als Anfang des 7. Jh. die Barbaren in Rom einfielen und die Gräber der Märtyrer vor den Toren der Stadt schändeten, hatte Papst Bonifaz IV. (608-615) die Reliquien sämtlicher Märtyrer in dieser Kirche zusammentragen lassen, deren Weihe am 13. Mai 609 stattfand, also an dem Tag, an dem das Märtryrerfest schon in Edessa gefeiert wurde.

Im 8. Jahrhundert findet sich ein Fest aller Heiligen (nun nicht mehr nur auf die Märtyrer begrenzt) in England, und zwar am 1. November. 833 ordnet Ludwig der Fromme, Sohn Karls des Großen, die Feier dieses Festes im ganzen Reich an. Der 1. November war gewählt worden, um ein heidnisches Fest zu christianisieren: Die keltischen Völker begingen an diesem Tag ihr Ahnengedächtnis und feierten gleichzeitig den Beginn eines neuen Jahres mit Festmählern und Wiedergeburtsriten. Die Christianisierung des keltischen Festes scheint damals wohl nicht recht gelungen zu sein, wie man an der Wiederkehr der Halloweenbräuche in den letzten Jahren sieht.

Im 10. Jahrhundert greift Rom den 1. November auf und mit diesem Datum den Brauch, alle Heiligen zu feiern und nicht mehr nur die Märtyrer, die aber weiterhin unter den Heiligen eine Vorrangstellung einnehmen. Von da an wird Allerheiligen eines der großen Feste des Kirchenjahres, mit vorbereitenden Fasttagen und Vigilfeier. Die Liturgiereform nach dem 2. Vaktikanischen Konzil hat die Fasttage abgeschaft, dem Fest eine neue Präfation gegeben sowie Gabengebet und Schlussgebet dem Pariser Missale von 1738 entnommen. Damit verschiebt sich der Aktzent von einer einseitigen Betonung der Heiligen als Fürsprecher bei Gott auf den Weg der Heiligkeit, den ein jeder Mensch gerufen ist zu gehen und der seine Vollendung im Leben bei Gott findet.

Schlussgebet der Messe an Allerheiligen im Messbuch von 1962:

Da, quaesumus, Domine, fidelibus populis omnium Sanctorum semper veneratione laetari: et eorum perpetua supplicatione muniri.

Wir bitten dich, o Herr, gib den gläubigen Völkern immerdar Freude durch die Verehrung aller Heiligen und Schutz durch ihre andauernde Fürsprache.

Schlussgebet der Messe an Allerheiligen im Messbuch von 1970-2002:

Mirabilem te, Deus, et unum Sanctum in omnibus Sanctis tuis adorantes, tuam gratiam imploramus, qua, sanctificationem in tui amoris plenitudine consummantes, ex hac mensa peregrinantium ad caelestis patriae convivium transeamus.

Gott du allein bist heilig, dich ehren wir, wenn wir der Heiligen gedenken. Stärke durch dein Sakrament in uns das Leben der Gnade und führe uns auf dem Weg der Pilgerschaft zum ewigen Gastmahl, wo du selbst die Vollendung der Heiligen bist. (Übertragung: Messbuch für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes, Authentische Ausgabe, 1975.)

Aus der 2. Lesung des Festes (OLM 1969):

Liebe Brüder, jetzt sind wir Kinder Gottes. Aber was wir sein werden, ist noch nicht offenbar geworden. Wir wissen, dass wir ihm ähnlich sein werden, wenn er offenbar wird; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Jeder, der dies von ihm erhofft, heiligt sich, so wie Er heilig ist. (1 Joh 3, 2-3)

Veröffentlicht in Feste, Orationen, Liturgiereform

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