Das nachsynodale apostolische Schreiben Querida Amazonia vom 2. Februar 2020

Veröffentlicht auf von Markus Tymister

Auch wenn es hier nicht im engen Sinne um Liturgie geht, sei eine Anmerkung zum nachsynodalen apostolischen Schreiben Querida Amazonia erlaubt.

Allerdings, wenn es um die Feier der Sonntagseucharistie in den entlegenen Gebieten Amazoniens geht, dann geht es auch wieder um Liturgie:

 

Wohl viele haben in der Zeit der Synode und hinterher "Amazonien" gesagt und "Deutschland" oder "Europa" gemeint und gedacht, die Probleme der Kirche in Deutschland (Europa) könnten nun auf dem Umweg über Amazonien gelöst werden, was aber schlichtweg - mal wieder - die großen Unterschiede der Ortskirchen in der Welt ignoriert. Die Situation in Europa im Allgemeinen und in Deutschland im Besonderen ist eben nicht mit der Situation in Amazonien zu vergleichen (auch nicht im Hinblick auf einen angenommenen Priestermangel). Wer also meinte, europäische Probleme über Amazonien lösen zu können, ist nun zu unrecht enttäuscht.

Vor allen Diskussionen über das nachsynodale apostolische Schreiben ist erst einmal dessen Einleitung zur Kenntnis zu nehmen, in der Papst Franziskus den Sinn des Schreibens erklärt:

[Ich werde] hier nicht alle Fragen entfalten, die im Schlussdokument ausführlich dargelegt wurden. Ich habe auch nicht vor, es hiermit zu ersetzen oder zu wiederholen.

Querida Amazonia, Nr. 2

Dann fügt er hinzu:

Zugleich möchte ich das Schlussdokument offiziell vorstellen. Es bietet uns die Folgerungen der Synode, an der viele Menschen mitgearbeitet haben, die die Problematik Amazoniens besser kennen als ich und die Römische Kurie, da sie dort leben, mit ihm leiden und es leidenschaftlich lieben. Ich habe es daher vorgezogen, das Schlussdokument in diesem Apostolischen Schreiben nicht zu zitieren, weil ich vielmehr dazu einlade, es ganz zu lesen.

Querida Amazonia, Nr. 3

Das nachsynodale Schreiben ersetzt also nicht das Schlussdokument der Synode oder setzt es außer Kraft, sondern unterstreicht es in seiner ganzen Fülle und lädt zu seiner Lektüre ein. Damit ist dann auch ausdrücklich der Art. 111 des Schlussdokumentes gemeint, in dem es um die Möglichkeit zur Priesterweihe verheirateter Männer geht. In Querida Amazonia 85-90 spricht der Papst über die Inkulturation der Dienste und Ämter und betont, dass zur Feier der Eucharistie der Dienst des Priesters unumgänglich notwendig ist. Er lädt zum Gebet um Priesterberufungen und zum missionarischen Dienst ein. Über die Möglichkeit zur Priesterweihe verheirateter Männer äußert er sich nicht, er verneint sie aber auch nicht. Der Vorschlag der Bischöfe steht also weiterhin im Raum:

Auf dem Hintergrund dass eine legitime Verschiedenheit der Gemeinschaft und der Einheit der Kirche nicht schadet, sondern diese manifestiert und ihr dient (vgl. LG 13; OE 6), wie es auch durch die Vielfalt unterschiedlicher existierender Riten und Regelungen bezeugt ist, möge die zuständige Autorität im Rahmen von Lumen Gentium 26, Kriterien und Regeln festlegen, nach denen geeignete und von der Gemeinde anerkannte Männer zu Priestern geweiht werden können, die neben einer stabilen und rechtlich konstituierten Familie ein fruchtbares ständiges Diakonat innehaben und eine entsprechende Ausbildung zum Priesterdienst erhalten, um das Leben der christlichen Gemeinde durch die Predigt des Wortes und die Feier der Sakramente in den entlegensten Gebieten Amazoniens zu unterstützen.

Schlussdokument, Nr. 111

Anzumerken ist allerdings, dass dieser Artikel des Schlussdokumentes zwar mit großer Mehrheit beschlossen wurde (128 Ja- und 41 Nein-Stimmen), er aber gleichzeitig der Artikel mit den meisten Nein-Stimmen ist.

Wer gedacht hat, Papst Franziskus würde in der kurzen Zeitspanne zwischen dem Abschluss der Synode und der Herausgabe des nachsynodalen Schreibens die gesamte Frage endgültig klären, der hat sich in der Tat verrechnet. Auch kleine Schritte werden aber in der Geschichte zu einem Weg. Ein abschließendes Wort ist nicht gesprochen. Erst einmal scheinen noch Vorarbeiten zu leisten sein. In Amazonien ist es eben auch nicht so einfach wie in Europa, für die notwendige Ausbildung der Weihekandidaten zu sorgen. Und wenn es um ständige Diakone geht, so sind diese auch nicht so weit verbreitet, wie es wünschenswert wäre. Desweiteren ist die Idee, ständige Diakone zu Priestern zu weihen allerdings noch alles andere als ausgereift. Hier ist die Frage zu stellen, ob die Berufung zum Diakon, die sich von der Berufung zum Priester unterscheidet, noch ernst genommen wird. Es geht um unterschiedliche Dienstämter in der Kirche, die nicht einfach zu vermengen sind. Auch ist ein Diakon nicht einfach ein Priester, dem noch etwas fehlt, was ihm mit der Priesterweihe zugegeben würde. Die Eigenständigkeit des Diakons wird im Schlussdokument selbst in Art. 104 extra unterstrichen; anfügen könnte man dann auch noch die Aussagen des 2. Vatikanischen Konzils in LG 29, AG 16 und OE 17.

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