Was haben die Kerzen mit der Darstellung des Herrn zu tun?

Veröffentlicht auf von Markus Tymister

Was haben die Kerzen mit der Darstellung des Herrn zu tun?

Um die Verbindung des Festes der Darstellung des Herrn mit der Prozession und der Kerzenweihe zu verstehen, kann ein Blick auf die etwas schillernde Geschichte dieses Tages helfen.

Die erste Erwähnung einer Feier des 40. Tages nach der Geburt/Epiphanie des Herrn finden wir im Bericht der gallischen Schriftstellerin Egeria, die in der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts (381-384) nach Jerusalem gepilgert ist und uns in ihrem Reisebeereicht eine Beschreibung der dortigen Liturgie hinterlassen hat:

Sane quadragesimae de epiphania ualde cum summo honore hic celebrantur. Nam eadem die processio est in Anastase, et omnes procedunt et ordine s<uo> aguntur omnia cum summa laetitia ac si per pascha. Predicant etiam omnes presbyteri et sic episcopus semper de eo loco tractantes euangelii, ubi quadragesima die tulerunt Dominum in templo Ioseph et Maria et uiderunt eum Symeon uel Anna prophetissa, filia Fanuhel (cf. Luc. 2, 22-36), et de uerbis eorum, quae dixerunt uiso Domino, uel de oblatione ipsa, qua<m> optulerunt parentes. Et postmodum celebratis omnibus per ordinem, quae consuetudinis sunt, aguntur sacramenta et sic fit missa.

Itinerarium Egeriae, Pars II, cap. XXVI

"Unzweifelhaft wird hier der 40. Tag nach Epiphanie mit großer Ehre gefeiert. Denn an diesem Tag gibt es eine Prozession zur Anastasis [dem Ort der Auferstehung], an der alle teilnehmen und alle Dinge werden gemäß ihrer Ordnung verrichtet mit größter Freude, wie zu Ostern. Es pedigen auch alle Presbyter und schließlich auch der Bischof über die Stelle des Evangeliums, wo am 40. Tag Joseph und Maria den Herrn zum Tempel brachten und ihn Simeon und die Prophetin Hannah, die Tochter Fanuels sahen (vgl. Lk 2,22-36), sowie über deren Worte, die sie beim Anblick des Herrn sagten, oder auch über die Opfergabe selbst, die die Eltern darbrachten. Und nachdem so alles nach der gewohnten Ordnung gefeiert wurde, schließt sich die Feier der Sakramente [Eucharistie] an und so wird das Opfer dargebracht."

Ohne einen Namen für das Fest zu nennen, gibt Egeria uns in der Sprache eines Laien eine Schilderung der Liturgie, so wie sie sie um das Jahr 386 herum in Jerusalem erlebt hat. Am 40. Tag nach Erscheinung beschreibt sie die Prozession zur Anastasis, die Wortverkündigung mit Predigt über Lk 2,22-36, also über die Perikope, die auch wieder nach der neuen Leseordnung am 2. Februar gelesen wird (Lk 2,22-40), und die anschließende Eucharistiefeier.

Im 6. Jahrhundert verbreitete sich das Fest in Syrien und wurde schließlich auch in Konstantinopel unter dem Namen Ύπαπαντή - Begegnung bekannt: Wir feiern die Begegnung mit unserem großen Gott und Erlöser Jesus Christus, als der gerechte Simeon ihn in seine Arme schloss (s. Le Typicon de la Grande Église, Bd. 1, hg. J. Mateos (OCA 165), Rom 1962, 220-221). Aus der selben liturgischen Ordnung für die Kirche in Konstantinopel geht auch hervor, dass dort die Feier mit einer Prozession verbunden war.

In Rom wurde das Fest in der 2. Hälfte des 7. Jahrhunderts übernommen und bewahrt zunächst seinen griechischen Namen, im Liber pontificalis wird dann auch der Tag des Hl. Simeon, den die Griechen Ypapanti nennen, erwähnt.

Gegen Ende des 7. Jahrhunderts führte Papst Sergius I (687-701) in Rom den Brauch ein, den Messfeiern am 2. Februar, 25. März, 15. August und 8. September eine Prozession vorausgehen zu lassen, die vom Forum nach Santa Maria Maggiore, der Stationskirche des Tages, führte, wo dann die Eucharistie gefeiert wurde. Da die Prozession am 2. Februar früh am Morgen stattfand, trugen alle Teilnehmer brennende Fackeln oder Kerzen in Händen, um den Weg zu erleuchten.
Vermutlich aufgrund östlichen Vorbildes (in Konstantinopel ging der Imperator bei dieser Prozession barfuß) bekam die Prozession schnell einen Bußcharakter (vgl. Ph. Rouillard, Le feste cristiane in occidente (IT 31), Brescia 2007, 42-43 und P. Jounel, L'anno, in A. G. Martimort, La Chiesa in preghiera, Bd. 4, La Liturgia e il tempo, Brescia 1984, 111) und so wurden bis 1962 bei Kerzenweihe und Prozession violette Paramente getragen.

Im Deutschland des 10. Jahrhunderts, dem germanischen Bedürfnis nach Segnungen Rechnung tragend, beginnt die Feier dann mit der Kerzenweihe. In vielen Gegenden war das Fest schließlich auch mit dem jährlichen Wachs- und Kerzenmarkt verbunden. Gerade nach der langen dunklen Winterzeit mussten neue Kerzen gekauft werden. Daher entstand dann auch der Name Lichtmess. Schon im 8. Jahrhundert war in fränkischem Gebiet für den 2. Februar der Name Mariä Reinigung aufgetaucht, der bis ins 10. Jahrhundert neben dem alten Namen Ypapanti-Begegnung in Gebrauch war. Im 10. Jahrhundert setzte sich dann allerdings der neue Name langsam durch und wird im deutschen Sprachgebrauch auch zu Mariä Lichtmess. Erst die französischen Kalender des 18. Jahrhunderts ersetzen Mariä Reinigung durch Darstellung des Herrn. Dieser Name des Festes wird dann auch in den neuen Römischen Kalender von 1969 übernommen; aber auch vorher war immer klar, dass der 2. Februar trotz seines Namens ein Herrenfest ist. So sagt das Messbuch von 1962 in seiner ersten Rubrik zum 2. Februar. "Festum Purificationis beatae Mariae Virginis habetur tamquam festum Domini."

Die Kerzen, die einst zur Erleuchtung des Prozessionsweges notwendig waren, bekommen nun eine spirituelle Deutung, als Hinweis auf Christus, der das Licht zur Erleuchtung der Heiden und Herrlichkeit seines Volkes Israel ist. Dieser Vers aus Lk 2, 32 wird als Antiphon zur Austeilung der Kerzen nach dem Messbuch 1962 und als Antiphon zur Prozession nach dem Messbuch 1970-2008 gesungen.

Tagesgebet

Das Tagesgebet der Messe des 2. Februar ist, zumindest seit dem 8. Jahrhundert im Bereich der Römischen Liturgie, gleich geblieben:

Ominipotens sempiterne Deus maiestatem tuam supplices exoramus, ut, sicut unigenitus Filius tuus hodierna die cum nostrae carnis substantia in templo est praesentatus; ita nos facias purificatis tibi mentibus praesentari. (Sacramentarium Gergorianum - Hadrianum ex authentico 124, hg. Deshusses, 124; Missale Romanum 1962 und Missale Romanum 1970-2008)

"Allmächtiger, ewiger Gott, dein eingeborener Sohn hat unsere menschliche Natur angenommen und wurde am heutigen Tag im Tempel dargestellt. Läutere unser Leben und Denken, damit wir mit reinem Herzen vor dein Antlitz treten." (Messbuch für die Bistümer des Deutschen Sprachgebietes, authentische Ausgabe 1975)

Im Tagesgebet wird der primäre Festinhalt deutlich: Filius tuus hodierna die cum nostrae carnis substantia in templo praesentatus - dein eingeborener Sohn hat menschliche Natur angenommen und wurde am heutigen Tag im Tempel dargestellt. Daraus ergibt sich dann auch der Name des Festes: In praesentatione Domini - Darstellung des Herrn.

Evangelium

Während die Leseordnung bis 1962 als Evangelium Lk 2, 22-32 (Darstellung des Herrn im Tempel und Begegnung mit Simeon) vorsieht, vervollständigt die Leseordnung nach dem 2. Vatikanischen Konzil das Evangelium wieder um die Verse 33-40, die von der Begegnung auch mit der Prophetin Hanna berichten. Ein Text also, der nach dem Bericht der Pilgerin Egeria, zumindest bis V. 36 einschließlich, schon im 4. Jahrhundert in Jerusalem gelesen wurde.