Die Prozession zum Empfang der Kommunion

Veröffentlicht auf von Markus Tymister

Die Prozession zum Empfang der Kommunion

Auf die Frage nach dem Altar als Ort des Kommunionempfanges ist an anderer Stelle schon ausführlich eingegangen worden. Auch wenn es, bedingt durch die räumliche Gestaltung unserer Kirchen, oft nicht immer möglich sein wird, direkt am Altar die Kommunion auszuteilen, so sollte dies doch so nah wie möglich am Altar und in einem räumlichen Bezug zu ihm erfolgen.

Seitens der Mitfeiernden bedeutet dies aber auch, dass sie sich auf den Weg machen, um zum Ort des Kommunionempfangs hinzu zu treten. In der Regel geschieht dies in der Form einer geordneten Prozession, die sich nach der Einladung durch den vorstehenden Priester Seht das Lamm Gottes, das hinweg nimmt die Sünde der Welt und einem letzten gemeinsamen vorbereitenden Gebet der Versammlung Herr, ich bin nicht würdig, dass du eingehst unter mein Dach... und der darauf folgenden Kommunion des Priesters in Bewegung setzt. Im gemeinsamen und geordneten Hinzutreten zum Altar tritt die Kirche als von Gott herausgerufene Gemeinschaft in Erscheinung. (Zum Folgenden vgl. A. Sorrentino, Riforma della Riforma?, Ed. Dottrinari, Pellezzano 2014, 177-178.) Den eigenen Platz verlassen, sich in die Gemeinschaft, die auf ihren Herrn zugeht, einordnen, verweist auf die Wirklichkeit der Kirche: wir empfangen den eucharistischen Leib Christi, um immer mehr zu seinem mystischen Leib, der Kirche, zu werden. Hier wird deutlich, dass die Eucharistie die die Kirche einende Kraft ist, so wie es Augustinus (+430) in seiner 227. Predigt an die Neugetauften ausdrückt:

Jenes Brot, das ihr auf dem Altar seht - es wurde geheiligt durch das Wort Gottes -, ist der Leib Christi. Jener Kelch, besser gesagt, was der Kelch enthält - (ebenfalls) geheiligt durch das Wort Gottes -, ist das Blut Christi. Durch beides wollte Christus, der Herr, uns seinen Leib und sein Blut, das er für uns zur Vergebung der Sünden vergossen hat, anvertrauen. Wenn ihr sie in rechter Weise empfangen habt, seid ihr es, was ihr empfangen habt. Sagt doch der Apostel: Ein Brot, ein Leib, sind wir die Vielen (1 Kor 10,17). So (nämlich) legte er das Sakrament des Tisches des Herrn aus: Ein Brot, ein Leib, sind wir die Vielen.
In diesem Brot wird euch anempfohlen, in welcher Weise ihr die Einheit lieben müßt.

Augustinus, Sermo 227

Wenn die Christen den Leib und das Blut Christi in rechter Weise empfangen haben, werden sie das, was sie empfangen haben: zu einem Leib.

Auch der eschatologische Aspekt findet einen angemessenen Ausdruck, wenn die Kirche gemeinsam dem kommenden Herrn entgegengeht. Auch hier ist das Element des Aufbrechens, des Verlassens des eigenen Platzes von nicht zu unterschätzender Bedeutung. Christus kommt nicht nur uns entgegen, sondern wir machen uns auch auf, ihm entgegen zu gehen. Noch deutlicher wird dies, wenn beim Kommuinongang gemeinsam gesungen wird, wie es das Messbuch an dieser Stelle vorsieht. In Deutschland ist der gemeinsame Gesang allerdings häufig durch Orgelspiel ersetzt. Letztendlich verweist der Empfang der Kommunion im Stehen auch auf das Paschamahl, das im Stehen, als Zeichen des Aufbruchs, gegessen wird (Ex 12,11). Das Stehen ist zudem auch die typische österliche Haltung des Auferstandenen. Christen beten im Stehen und unterstreichen auch durch den Empfang der Eucharistie im Stehen deren österlichen Charakter.

Der Empfang der Kommunion im Knien stellt hingegen deutlich die Christus, der substantiell unter den Gestalten von Brot und Wein gegenwärtig ist, geschuldete Anbetung heraus. Allerdings birgt diese Art des Kommunionempfangs, oft mit einem Ausscheren aus der Prozession verbunden, die Gefahr, den Christen zu isolieren, indem sie eine eher individuelle und private Dimension hervorhebt: den Empfang der Kommunion als persönliche, tröstende und stärkende Begegnung mit Christus. Dies ist mit Sicherheit nicht abzustreiten, aber die private Begegnung mit Christus tritt bei der Feier der Hl. Messe hinter den gemeinschaftlichen Aspekt der Eucharistie zurück: hinter ihre in erster Linie heiligende und einigende Wirkung, im Sinne der Stärkung der Einheit mit Christus und der Christen untereinander.

Die Notwendigkeit einer privaten Vorbereitung an der Kommunionstufe auf den Empfang der Eucharistie stammt hingegen noch aus einer Zeit, in der die versammelte Gemeinde in der Liturgie keinen Ausdruck fand und die Feier der Messe an den Priester delegiert war. Dies machte dann den Einschub einer zumindest kurzen "Kommunionandacht" für diejenigen notwendig, die zu kommunzieren wünschten. Hingegen ist heute die tätige Teilnahme an der gesamten Feier gleichzeitig auch die beste Vorbereitung auf den Empfang der Kommunion, so dass sich private Andachtsübungen an der Kommunionstufe erübrigen.

(Nur am Rande sei zu dem obigen Augustinus-Zitat angemerkt, dass Brot und Wein durch das Wort Gottes geheiligt werden. Jesu Worte "Das ist mein Leib" und "Das ist der Kelch des neuen Bundes in meinem Blut" wirken die Heiligung von Brot und Wein zu jeder Zeit, wenn die Kirche über Brot und Wein danksagt. Ob und wie ein Diener der Kirche diese Worte Christ im Danksagungsgebet erwähnt, ist für Augustinus - im unterschied zu späteren Autoren - noch zweitrangig.)