"Durch ihn und mit ihm und in ihm" - Die große Doxologie

Veröffentlicht auf von Markus Tymister

Die abschließende Doxologie ist in allen Eucharistischen Hochgebeten des römischen Ritus gleich. Während der feierlichen Erhebung der eucharistischen Gestalten von Brot und Wein singt der Priester:

Durch ihn und mit ihm und in ihm ist dir,
Gott, allmächtiger Vater,
in der Einheit des Heiligen Geistes
alle Herrlichkeit und Ehre jetzt und in Ewigkeit.

Messbuch für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes, authentische Ausgabe 1975

Nach einer alten christlichen Regel enden öffentliche Gebete mit einem Lobpreis Gottes und führen damit zu dem zurück, was der tiefe Sinn eines jeden öffentlichen Gebetes ist: dankender Lobpreis Gottes für seine großen Taten der Heilsgeschichte. Daher münden in vielen Liturgien, vor allem im christlichen Osten, alle laut vorgetragenen Gebete in eine solche Gott lobende Formel, während die Schlussformel der Orationen in der römischen Liturgie eher die Mittlerschaft Christi hervorhebt:

"Darum bitten wir durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn und Gott, der in der Einheit des heiligen Geistes mit dir lebt und herrscht in Ewigkeit."

Allerdings ist auch hier ein doxologischer (lobpreisender) Hinweis auf die ewige Herrschaft Christi enthalten.

Auch dem Vaterunser wurde, anlässlich seiner Verwendung im öffentlichen Gebet, schnell eine doxologische Formel ("Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit.") angefügt, die sich noch nicht im biblischen Text findet, sich in der Eucharistiefeier der östlichen Liturgien aber immer erhalten hat und nach der neuesten Liturgiereform auch im römischen Ritus wieder Verwendung findet.

Das Eucharistische Hochgebet hingegen hat die feierliche Doxologie über die Jahrhunderte hinweg unverändert bewahrt. Auch wenn der Ursprung der Formel im Dunklen liegt und eine langezeit, z. B. auch von J. A. Jungmann (Missarum sollemnia, Bd. 2, Wien-Freiburg-Basel (5) 1962, 329-330), angenommene Abhängigkeit von der Doxologie des in der Traditio Apostolica (einer Kirchenordnung mit syrischen und ägyptischen Quellen schwieriger Datierung) überlieferten Hochgebetes heute wieder in Frage gestellt wird (so von E. Mazza, Le odierne preghiere eucaristiche, Bd. 1, Bologna ²1992, 293, Fn. 255), so gehört sie seit der Herausbildung des Römischen Kanons, des heutigen 1. Eucharistischen Hochgebetes, also wohl zumindest seit dem 5. Jahrhundert zum festen Gebetsgut des lateinischen Ritus. Alle neuen Hochgebete haben die Doxologie wörtlich aus dem Römischen Kanon übernommen.

Schon die hohe Wertigkeit, die diese Doxologie in der Geschichte der Euchologie besitzt, zeigt, dass es sich nicht um eine einfache Schlussformel handelt, wie es der oft gebrauchte Begriff "Schlussdoxologie" nahelegen könnte und die evtl. sogar beliebig austauschbar wäre, sondern um ein Kondensat des Inhaltes des gesamten Hochgebetes. Gleichzeitig ist sie auch der Höhepunkt der weihenden und heiligenden Wertigkeit dieses Gebetes, da durch sie der Name Gottes förmlich und in nicht zu übertreffender Weise feierlich proklamiert wird (vgl. Mazza, Le odierne preghiere eucaristiche, 15).

Schon im Alten Testament hat die Proklamation und Anrufung des Namens Gottes heiligende Wirkung (vgl. Mazza, Le odierne preghiere eucaristiche, 15-16). Am deutlichsten wird das in Ex 20,24b: "An jeder Stätte, an der ich meines Namens gedenken lasse, will ich zu dir kommen und dich segnen." Das Thema wird wieder aufgenommen in Joel 3,5a: "Und jeder, der den Namen Jahwes anruft, wird gerettet." Das Zitat aus Joel 3,5a wird in Röm 10,11-13 aufgegriffen und in den Zusammenhang des Glaubens gerückt: "Sagt doch die Schrift: 'Jeder, der an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.' Da gibt es keinen Unterschied zwischen Juden und Griechen [...]. Denn 'jeder, der den Namen des Herrn anruft, wird gerettet werden'." Der heilige Name Gottes hat sich in Jesus in seiner Vollkommenheit manifestiert: "Denn kein anderer Name unter dem Himmel ist den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen" (Apg 4,12).

Daraus folgt, dass die Verkündigung und die Ausrufung des Namens Gottes auch im Neuen Testament heiligt, heiligende Wirksamkeit besitzt. Aus theologischer Sicht gibt es hier kein Problem (Mazza, Le odierne preghiere eucaristiche, 16).

Im feierlichen Lobpreis gelangt nicht nur die Danksagung zu ihrem Höhepunkt, sondern es kondensiert sich nochmals die doppelte heiligende Wirkung des Hochgebetes, einmal in Bezug auf die eucharistischen Gaben und dann in Bezug auf den Menschen.

Diese doppelte heiligende Dimension wird schon deutlich in den Bitten der zweigeteilten Epiklese, vor allem, wenn man ihre beiden Teile zusammen ließt:

Darum bitten wir dich: Sende deinen Geist auf diese Gaben herab und heilige sie, damit sie uns werden Leib und Blut deines Sohnes, unseres Herrn Jesus Christus. [...] Wir bitten dich: Schenke uns Anteil an Christi Leib und Blut, und lass uns eins werden durch den Heiligen Geist.

2. Eucharistisches Hochgebet: Messbuch für die Bistümer des deutschen Sprachgebietes, authentische Ausgabe 1975

Die Kirche bittet gleichzeitig um die Heiligung der Gaben und um die Heiligung des Menschen, die die geheiligten Gaben empfangen. Die heiligende Funktion ist dem gesamten Gebet zu eigen, gerade weil es in seiner Gesamtheit Proklamation des Namens Gottes und seiner Heilstaten ist. Diese Ausrufung des Namens Gottes kommt in der Doxologie zu ihrem Höhepunkt. Damit ist die Doxologie auch integrativer Bestandteil des heilsmächtigen Gebetes, welches der Priester im Namen der Versammlung vorträgt und das nicht in einzelne Teile zerlegt werden kann, als ob man diesen dann unterschiedliche Funktionen zuordnen könne. Gerade im Höhepunkt des Gebetes kann daher auch der Vortragende nicht wechseln, sondern es ist Aufgabe des Priesters im Gesang der Doxologie den Namen Gottes feierlich über die Gemeinde auszurufen. Die liturgische Versammlung ist Empfangende der erbetenen und proklamierten Heiligung, die sie sich nicht selbst zusprechen kann, während die Ausrufung des Namens Gottes zum Dienst des Priesters gehört, den er für die und an der Gemeinde vollzieht.

Die Gemeinde hingegen ratifiziert das gesamte heiligende Gebet und macht es sich zu eigen im feierlich gesungenen "Amen." Dieses "Amen" kann musikalisch ausgestaltet, ja auch zur Bekräftigung mehrfach wiederholt und damit besonders herausgestellt werden. Ein Einfallen aller in das heiligende Hochgebet, ein Mitsprechen der Doxologie seitens der Gemeinde, würde es in einzelne Stücke zerfallen lassen und seine auf die formale und feierliche Proklamation des Namens hinlaufende Struktur verdunkeln.

Auf derselben Ebene ist die Elevation der eucharistischen Gestalten von Brot und Wein während der Doxologie zu verstehen. Es geht hier nicht um das Zeigen von Brot und Kelch. Das wurde schon nach den jeweiligen Einsetzungsworten gemacht. Daher lautet auch die Rubrik nach den Einsetzungsworten: "Der Priester zeigt (ostendit) die konsekrierte Hostie/den Kelch", während die Rubrik zur Doxologie lautet: "Der Priester singt (oder spricht), Patene und Kelch erhebend (elevans) [...]". Während nach den Einsetzungsworten zum Zeigen von Hostie und Kelch, für den Fall, dass der Priester am Altar der Gemeinde zugewandt steht, weder ein besonderer Gestus (ein Elevieren/Erheben sollte hier im Unterschied zur Doxologie ausdrücklich vermieden werden) noch eine besondere zeitliche Ausdehnung erforderlich ist, werden zur großen Doxologie die eucharistischen Gestalten segnend und heiligend über die Gemeinde erhoben: in Christus ist die Herrlichkeit Gottes gekommen, um unter uns Menschen zu wohnen, denn in seinem Namen werden wir gerettet und geheiligt (Apg 4,12).